Schnäpse gehen auf Reisen
Auf dem Langenhof zeigt sich das im Zusammenspiel von Ferienwohnungen und Schnapsvertrieb.
Brände und Liköre der Familie Huber machen sich mit den Gästen auf die Heimreise.
Die Resonanz der Feriengäste auf ihren Schnaps freut die Familie Huber.
Oppenau-Ibach. Vor drei Jahren ist aus der Vollerwerbslandwirtschaft auf dem Langenhof ein Hof im Nebenerwerb geworden. Thomas Huber und seine Verlobte Teona Preuss haben den Hof von Bernhard und Gertrud Huber übernommen. Doch der entscheidende Wendepunkt in der Bewirtschaftung des Hofs hat bereits
vor 25 Jahren stattgefunden, als die Hubers begannen, Ferienwohnungen auf ihrem Hof anzubieten. Die Feriengäste der vier Wohnungen sind neben den Einheimischen ein wichtiger Abnehmer für die Brände der Familie Huber.
Sie kaufen Kirschwasser, Williams, Holunderlikör oder ein Blutwurz, um sich bei einem Gläschen an den Urlaub zu erinnern oder um den Daheimgebliebenen eine Freude zu machen. So mancher Feriengast lässt sich die flüssige Erinnerung an den Urlaub im Schwarzwald später sogar in die Heimat schicken.
Die Gäste aus Deutschland oder den Nachbarländern sind aber nicht nur Abnehmer, sondern bringen auch Freude ins Schnapsbrennen. „Wenn wir mit unseren Gästen eine Schnapsprobe machen und unsere Produkte präsentieren, ist das einfach schön. Herauszufinden, welcher der richtige Schnaps für den jeweiligen Gast ist, macht Spaß“, erzählt Thomas Huber. Die verschiedenen Gäste mit ihren unterschiedlichen Geschmäckern ermöglichen es den Hubers,
eine sehr breite Vielfalt an Produkten anzubieten.
Neben den Klassikern wie Zibärtle, Kirsch oder Mirabell finden sich in dem prall gefüllten Regal auch Spezialitäten wie Pfefferminz- oder Mokkalikör und Flaschen mit der Aufschrift „Feuerteufel“ oder „Osterfeuer“. Letztere sind hochprozentige Liköre, die man anzünden kann. Wichtig sind den Hubers auch die Topinambur- Spezialitäten, deren Herstellung viel Aufwand mit sich bringe und „eine Wissenschaft für sich“ sei. Den Topinambur bauen die Hubers wie fast alle anderen Früchte selbst an.
Brennen ist Tradition
Gebrannt wird auf dem geschichtsträchtigen Langenhof wahrscheinlich schon, seit der Bischof von Straßburg den Renchtälern das Brennrecht verlieh. Von Generation zu Generation wird nicht nur das Brennrecht weitergegeben,
sondern auch das Wissen darum, den Geschmack der Früchte ins Glas zu bringen. „Wenn man die Frucht herausschmeckt, dann ist es ein guter Schnaps“, sagt Thomas Huber.
Er ist in das Schnapsbrennen hineingewachsen wie in die anderen landwirtschaftlichen Arbeiten auch. Meistens steht aber sein Vater Bernhard am Brennkessel. Er liebt die Arbeit in den Wintermonaten, wenn das Feuer mit
dem Holz aus dem eigenen Wald für Wärme sorgt und der Duft des frisch Gebrannten durch den Raum zieht. Auch seine zukünftige Schwiegertochter Teona möchte ins Brennen einsteigen und bildet sich dafür fort.
Den Hof im Nebenerwerb zu führen, bedeutet für Teona Preuss und Thomas Huber viel Arbeit. Das Paar ist froh, dass die Generation vor ihnen noch kräftig anpackt. „Mir würde was fehlen“, sagt Thomas Huber und begründet,
warum es für ihn keine Option sei, den Hof nicht weiterzubewirtschaften. Das Feedback der Einheimischen und der Touristen zu den Bränden des Langehofs ist einer der Gründe, motiviert weiterzumachen.
Viele Episoden haben die Hubers parat, wenn sie von den gemeinsamen Stunden mit den Gästen bei der Schnapsprobe berichten. So ist Gertrud Huber neulich von den Gästen zu einem „Hirni“ eingeladen worden – einer Eigenkreation der Gäste aus dem Heidelbeerlikör und dem Eierlikör Kirsch-Vanille. „Das hat tatsächlich
geschmeckt“, freut sich Gertrud Huber über die Erfindungsfreude ihrer Gäste.
Quelle: Mittelbadische Presse Acher-Rench Zeitung
Fr. 09.09.2022 Seite: 20